Wir werden diesen Hund finden – Chronologie einer Rettung

 

maou1Am Mittwoch, 27.01.2016, begann ich um 11 Uhr mit Malou von der Nonnenkappel eine Kontrollsuche auf ein Reh. Ich legte dem Hund Garmin und Schweißhalsung samt 12 Meter langem Biothanerie

men an, wobei ich darauf achtete, dass die Halsung locker vor dem Garmin sitzt und im Zweifelsfall leicht über den Kopf zu ziehen ist.

Gleich zu Beginn bekam ich auf dem Handgerät die Meldung, dass der Halsbandakku schwach sei. Aber es war ja nur eine kurze Kontrollsuche, ein paar Meter, in ein paar Minuten vorbei. Also machte ich weiter ohne die Halsbänder zu tauschen.

In einer alten Abbaufläche mit tiefen Löchern und Fichten-Naturverjüngung rutschte ich mit einem Bein in ein Loch, stürzte und der Schweißriemen glitt mir aus der Hand. In diesem Moment stand vor Malou Rehwild auf. Sie wurde sofort laut und jagte das Wild mit anhängendem Schweißriemen. Nach knapp 300 Metern Jagd verkündete das Garmin-Handgerät, dass Malous Halsbandakku leer sei, bevor die Jagd den hörbaren Bereich verließ.

Nachdem nach einer Stunde noch kein Hund zurück war begann ich mit der Suche. Etwa 150 m nach dem letzten Garminkontakt konnte ich in einem Schneerest noch die Querung des Hundes samt Schweißriemens über einen Weg bestätigen, danach fand ich nichts mehr.

Mittwoch und Donnerstag suchte ich mit meinem zweiten Hund Brenta und anderen Hunden, mit wenigen Leuten, mit Mantrailern und Pettrailern und einer Drohne. Nachts suchte ich mit Taschenlampe, horchte und versuchte, den Hund durch Schussabgaben zu einer Lautäußerung zu bewegen. All dies blieb ohne Erfolg.

malouIn der Zwischenzeit hatten einige sehr gute Freunde aus Wachtelkreisen aus der ganzen Republik für mich eine beispiellose Hilfsaktion organisiert. An dieser Stelle nochmals mein herzlicher Dank an Nicole Schröder, die mit Vanessa Lietzow ohne viel Federlesens aus 600 km Entfernung eine riesige Hilfsaktion ins Leben gerufen und organisiert hat. Die Leute angeworben, Plakate gedruckt, Telefonate erledigt, Kontakte hergestellt, eine Menge Recherche betrieben und mich genau mit dem Quantum Information versorgt hat, das nötig war, ohne mich mit einer kontraproduktiven Informationsflut zu überhäufen. Die angereist ist und mit mir zusammen vor Ort die Suchaktion geleitet hat.

Und – fast das wichtigste – die immer hinter mir stand, mich aufgebaut und auch mal in den Hintern getreten hat. Bezeichnend ein Satz Nicoles, den sie mir mehrfach einbläute und der Programm für die ganze Hilfsaktion werden sollte:

Und wenn wir den ganzen Wald auf links drehen müssen.

Wir werden diesen Hund finden!

Am Freitag und Samstag waren Wachtelleute aus ganz Deutschland angereist und beteiligten sich mit meiner Familie, Bekannten und Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren an der Suchaktion. Es wurde Bestand für Bestand, Abteilung um Abteilung so engmaschig durchkämmt, dass jeder jederzeit seine Nebenleute sehen konnte. In Spitzenzeiten waren ca. 70 Helfer in zwei getrennt voneinander arbeitenden Suchtrupps unterwegs; insgesamt waren mehr als 100 Menschen an der Suche beteiligt. So wurden in zwei Tagen ca. 350 Hektar Wald, zum Großteil Naturverjüngungsflächen mit entsprechenden Brombeeranteilen, durchsucht.

Am Samstag gegen 14.30 Uhr kam dann der erlösende Ruf: „Ich sehe die Leine“. Malou hatte sich mit dem Schweißriemen im Holundergestrüpp verfangen. Es ging ihr gut und sie machte einen entspannten Eindruck. Sie hatte offenbar nicht versucht, die locker sitzende Schweißhalsung abzustreifen, um sich zu befreien.

Ihr Fundort lag ca. 1.150 Meter vom Verlust des Schweißriemens und ca. 750 Meter von den letzten bestätigten Trittsiegeln entfernt.

Für eine kleine Anekdote sorgte sie am Abend noch selber. Unseren Plan, sie langsam und in kleinen Dosen nach drei Tagen wieder an Futter zu gewöhnen, schien sie nicht so überzeugend zu finden. So knackte sie in einem unbeobachteten Augenblick die Vorratskiste mit den übrig gebliebenen Leberkäswecken und versorgte sich selber.

Viele der Helfer folgten der Einladung und trafen sich am 25. Juni bei anfangs schönem Wetter, um bei gegrilltem Spanferkel die ganze Suche noch einmal Revue passieren zu lassen, zu diskutieren, was gut und was verbesserungsfähig war und welche Strategien in solchen Situationen die erfolgversprechendsten sind. Vor allem aber wurde die Veranstaltung zu einer Feier anlässlich Malous Rettung.

Zum Schluss bedanke ich mich nochmal ganz herzlich bei allen, die aus nah und fern angereist sind und tatkräftig mitgearbeitet haben. Ausschließlich durch eure Hilfe und die hervorragende Zusammenarbeit konnte Malou gerettet werden. Der Beitrag eines jeden Einzelnen, worin auch immer er bestanden haben mag, war bei dieser Suchaktion wichtig und unerlässlich für deren Erfolg. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, und das auch noch in die gleiche Richtung, sind Erfolge erzielbar. Ihr alle seid einfach Klasse!

Danke!

Hans-Martin Lechler


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