Geschichte

Als man sich am Hubertustag 1903 in kleiner Runde traf um den Wachtelhundclub zu gründen, war dieser Anlass Abschluss einer mehrjährigen Phase des Sammeln und Suchen nach Resten noch vorhandener Wachtelhunde. Es gab sie noch, diese kleinen, ausdauernden und unermüdlichen Jagdhelfer, die viele Jäger für ihre jagdlichen Verhältnisse schätzen gelernt hatten. Der Aufruf von Friedrich Roberth aus dem Jahr 1897 hatte Früchte getragen. Von jetzt an galt es Ordnung in diese Bemühungen zu bringen. Der schwungvolle Beginn drohte bereits wieder zu bröckeln als ein großer Glücksfall für die Rasse eintrat. Rudolf Frieß, ein junger Forstmann, hatte von diesen Hunden gehört und nahm sich fortan mit großem Engagement dieser Rasse an. Es kann getrost davon ausgegangen werden, dass seinem in den folgenden Jahrzehnten von glühender Passion und hohem persönlichen Einsatz getragenen Wirken die heutige Existenz unserer Wachtelhunde zu verdanken ist.

Schon bald fanden sich auch in anderen Teilen des Landes Männer, die sich ebenfalls mit Passion der Sache annahmen. Nach und nach begann eine geordnete Zucht und ein systematisches Prüfungswesen. Es erscheint bemerkenswert, das es zunächst nur eine Gebrauchsprüfung gab. Anlageprüfungen wie sie heute selbstverständlich sind, kamen erst sehr viel später dazu. Vielleicht ist das auch Ausdruck der zu allen Zeiten der Vereinsgeschichte immer im Mittelpunkt stehenden ausschließlichen jagdlichen Verwendung dieser Hunde. Wenn man diesen ersten Zeitabschnitt heute rückwirkend betrachtet, darf nicht vergessen werden, was damals für Bedingungen herrschten. Verglichen mit heute gab es nur sehr bescheidene Verkehrsmittel. Der bald beginnende 1. Weltkrieg und die anschließend folgende Notzeit verlangten den Menschen alles ab. Nicht alle konnten in dieser Zeit einen Hund halten, hatten sie doch kaum selbst mit ihren Familien ihr Auskommen. Trotzdem verbreitete sich der DW stetig über das gesamte Gebiet des damaligen Deutschen Reiches, es begann ein reges Zuchtgeschehen. Bereits in den 1930er Jahren wurden schwankend etwa 500 Welpen /Jahr eingetragen. Diese Zahl sank im 2. Weltkrieg drastisch auf ca. 100 Welpen/Jahr ab. Ab 1950 wurden dann bereits wieder um 700 Welpen/Jahr (alte BRD und DDR) eingetragen. Die Teilung Deutschlands nach dem Ende des 2. Weltkrieges brachte neben dem Verlust der Ostgebiete starke Einschränkungen für die Menschen in der damaligen DDR. Jedoch auch hier begannen bald passionierte Jäger und Rüdemänner mit dem Wiederaufbau der Wachtelhundzucht. Auch wenn man, z.T. bedingt durch die Vorgaben des herrschenden politischen Systems, etwas andere Wege ging oder gehen mußte, konnten wir doch nach der Wiedervereinigung feststellen, dass hüben wie drüben die gleichen Grundwerte erhalten geblieben waren.

Die mit Beginn der geordneten Zucht vorhandene schmale Zuchtbasis, Grundlage waren die so genannten 10 Patriarchen, erfuhr in der Folgezeit durch die beginnende züchterische Selektion eine weitere Einengung. So konnte es nicht ausbleiben, dass sich auch einige Probleme einstellten mit denen man sich auseinandersetzen musste. Die bis heute im Wesentlichen praktizierte getrennte Zucht der beiden Farbschläge hat ihren Ursprung hauptsächlich in der schmalen Ausgangsbasis, aber auch in den ursprünglich wohl unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Stämme. Insbesondere bei den alten Braunen, welche offenbar andere Hunde waren als wir sie heute kennen, gab es Probleme mit dem Laut. Hier half man sich konsequenterweise durch Anpaarung von Braunschimmeln, um damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Nämlich den Laut zu verbessern und die fast zu kurz gewordenen Braunen jagdlich „aufzumöbeln“. In einigen braunen Linien traten Probleme mit Kryptorchismus auf. Auch hier wurde konsequent im Sinne von Gesundheit und Leistung gehandelt. Allerdings auch wieder mit der Folge, dass weiteres Zuchtmaterial verloren ging.

Die damals konsequente Sperrung solcher belasteten Familien für die Zucht hat sich trotzdem als richtig erwiesen, so dass dieser Defekt heute keine Rolle mehr spielt. In den folgenden Jahren traten, wie bei vielen anderen Rassen auch, Probleme mit Hüftgelenksdysplasie auf. Auch hier waren wieder besonders die schwereren Braunen stärker betroffen. Ab 1970 wurde die Röntgenuntersuchung für Zuchthunde verpflichtend eingeführt. Da schon bald nach Einführung der Röntgenpflicht bereits deutlich mehr als nur die Zuchthunde geröntgt wurden, kann man heute feststellen, dass wir durch die mit der Untersuchung verbundene Selektion ein Niveau erreicht haben, mit dem wir gut leben können. Auch nach Umstellung des Begutachtungsverfahrens 2013 bleibt die Kontinuität gewahrt. Mit der Einführung eines modernen Zuchtwertschätzverfahrens (Dog Base) Ende der 1980er Jahre steht uns ein weiteres Instrument zur Verfügung, das bei richtiger Anwendung eine sinnvolle Ergänzung der Zuchtberatung darstellt. Die Betonung liegt auf richtiger Anwendung, denn nach wie vor ist der einzelne Hund mit all seinen Stärken und Schwächen, die insbesondere im täglichen Jagdbetrieb aber auch im laufenden Umgang sorgfältig beobachtet und registriert werden müssen, das entscheidende Kriterium. Wer Hunde nach Zuchtwerten züchten will, ohne die vorgenannten Kriterien gebührend zu berücksichtigen, muss zwangsläufig scheitern. Die Prüfungsordnung als wichtige Grundlage der züchterischen Selektion wurde laufend weiterentwickelt und den jeweiligen Erkenntnissen und Erfordernissen angepasst.