Liebe Wachtelhundfreunde,
die Arbeit und Mitgliedschaft im VDW macht mir derzeit nur noch sehr eingeschränkt Freude. Dies liegt aber nicht an unseren Hunden. Im vergangenen Winter konnte ich erneut feststellen, wie gefragt und erfolgreich unser Deutscher Wachtelhund bei Wasser- und Drückjagden sowie bei Nachsuchen ist. Die Auswertungen der bei großen Drückjagden weit verbreiteten Ortungsgeräte zeigen immer wieder Arbeiten von unseren Hunden, welche sich in der Summe über mehrere Stunden und 2-stellige Kilometerangaben an einem einzelnen Jagdtag erstrecken. Verschnitten mit den zugehörigen Luftbildern zeigt sich das oft anspruchsvolle Gelände mit Berg und Tal und seinen vielen anderen Herausforderungen. Diese Einsätze bei Drückjagden und die damit einhergehende Belastung unserer Hunde ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Stundenlange Nachsuchen mit nachfolgender Hetze finden nicht selten auch im Sommer und damit bei hohen Temperaturen statt. Die Arbeit im Wasser in der kalten Jahreszeit erfordert wie die vorher geschilderten Einsätze neben der hohen Passion eine sehr robuste Gesundheit unserer Hunde, welche diese zweifelsohne auch haben – sonst könnten sie diese Leistungen nicht erbringen.
Und nun muss ich in „Hund & Jagd“ (09.03.16, 18.04.16, sowie Anfang Mai 2016) im Internet lesen, genährt durch Informationen von Funktionsträgern unseres eigenen Vereins, dass wir im VDW bewusst kranke Hunde züchten. Angeheizt mit der selbstgewählten Überschrift „Skandal im VDW in Sachen Zucht“ in den Mails, entsteht innerhalb und vor allem außerhalb des VDW der Eindruck, dass wir das Thema Gesundheit nicht ernst nehmen. Das besonders Schlimme daran ist, dass die Informationen trotz besseren Wissens gestreut wurden und noch immer verbreitet werden. Das ist der eigentliche Skandal.
Auf den ersten Blick geht es um die IOCH-Untersuchungen aus dem Jahr 2003. Wer sich die verschiedenen Mails zu diesem Thema genauer anschaut wird jedoch schnell feststellen, dass es um das Beschädigen von ehemaligen und amtierenden Funktionären unseres Vereins geht. Auf den unterschiedlichsten Internetplattformen wird dies von verschiedenen Vereinsmitgliedern sogar noch weiter geschürt.
Um nicht missverstanden zu werden: Der VDW ist offen für sachliche Kritik, auf unseren Versammlungen wird mitunter heiß diskutiert und das soll auch so bleiben. Aber dabei stellt sich der- oder diejenige vor die Mitglieder hin und trägt das Anliegen mit eigenen Worten vor und erfährt live deren Reaktion. In vielen Fällen erledigt sich dieses Anliegen durch entsprechende Auskunft aus den Reihen der Verantwortlichen. Oder die Verantwortlichen unseres Vereins erhalten einen Auftrag zur Klärung.
Ich habe den Eindruck, dass von einigen Funktionsträgern unseres Vereins ganz bewusst persönliche Gespräche umgangen werden. Stattdessen wird ein Thema über Emailverteiler oder andere Kanäle platziert. Und dann wird von Gleichgesinnten fleißig kommentiert und oft noch Öl ins Feuer gegossen. Es scheint manchen richtig Spaß zu machen.
Dabei wird völlig übersehen, welcher Schaden dabei unserem Verein und noch viel schlimmer für unsere Rasse Deutscher Wachtelhund entsteht. Wir wissen alle, wie stark das Internet in den letzten Jahren für alle mögliche Zwecke genutzt wird. Wenn man Informationen sucht, gibt man den entsprechenden Begriff in die Suchmaschine ein. Wer derzeit auf der Suche nach einem Welpen ist und dazu den Begriff „Deutscher Wachtelhund“ eingibt, wird sich mit Entsetzen abwenden.
Laut Satzung des VDW ist es das Ziel unseres Vereins: „alle Bestrebungen zu unterstützen, die geeignet sind, …den Einsatz des Deutschen Wachtelhundes… zu fördern.“
Keinen Platz haben Mitglieder, welche „die Vereinssatzung grob verletzen…oder die Ziele des Vereins absichtlich schädigt.“ die „einem anderen Mitglied gegenüber vorsätzlich oder fahrlässig üble Nachreden führen, den Anstand schwer verletzen…“
Möge vor diesem Hintergrund jeder seine aktuellen Aktivitäten hinterfragen!
Im Folgenden einige mir wichtige Informationen an unsere Mitglieder:
Die immer wieder zitierte IOCH-Liste aus dem Jahr 2003 der TiHo Hannover wurde auf Initiative des Zuchtleiters (im Oktober 2015) und einem entsprechenden Beschluss des Vorstandes, im Januar 2016 vom Stellvertretenden Zuchtbuchführer Hans Sturm in seiner Eigenschaft als HD/ED Verantwortlicher des Vereins von der TiHo angefordert.
Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse im Hinblick auf IOCH wurden vom Zuchtleiter am 5. März in das Zuchtwartmodul eingepflegt und die Zuchtwarte der Landesgruppen darüber informiert. Zum gleichen Zeitpunkt wurde Dr. Herbert Müsch vom VDW beauftragt, sich mit den Untersuchungsergebnissen zu befassen und seine Erkenntnisse nach Abschluss seiner Untersuchungen dem Verein vorzulegen. Das Ziel dabei war, eine möglichst objektive und transparente Aufarbeitung der IOCH-Untersuchungsreihe aus dem Jahr 2003 herbeizuführen. Die bisherigen Ergebnisse sind in dieser Ausgabe der DWZ veröffentlicht.
Die beiden Listen aus diesen Untersuchungen (TiHo Hannover und Dr. Schunk) wurden an die Mitglieder des Vorstandes, des Erweiterten Vorstandes und an die Zuchtwarte und deren Stellvertreter weitergeleitet.
[/su_column] [su_column size=“1/2″]Zur Thematik ED/IOCH sind im VDW folgende Maßnahmen getroffen:
- Einführung ED-Röntgenbefund, Zuchtsperre für Merkmalsträger
- Veränderung des Strahlenwinkels zum besseren Erkennen von IOCH
- Durchführung einer Datenanalyse mit dem Ziel, ggf. einen Zuchtwert für ED zu etablieren.
- Erhöhung der Röntgenquote:
- Unterstützung der zur HV zu diesem Thema gestellten Anträge durch einen Initiativantrag des Zuchtausschusses.
- Jährliche, auf Zwinger bezogene Veröffentlichung der Quote.
- Beabsichtigte Übernahme der ED-Auswertungsgebühr durch den VDW ab dem 1. Juli 2016.
- Erarbeiten einer Definition für die Voraussetzung von Zuchtsperren von Einzelhunden im Hinblick auf ED/IOCH über die Merkmalsträger hinaus.
- Zuchtausschluss von Hunden mit eingesetzter Zugschraube an entsprechender Stelle im Ellenbogengelenk (IOCH-Verdacht).
- Variabilitätsuntersuchung des DW. Eine Analyse des Genpools gibt Aufschluss darüber welche Selektionsmaßnahmen in Hinblick auf ED wir uns aus genetischer Sicht ggf. leisten können.
- Gesundheitsumfrage 2014: Die Teile des Fragebogen zum Thema Vorderläufe/Ellenbogengelenk werden gesondert ausgewertet und die Daten werden nach Verifikation in unsere Zuchtinformationssysteme eingepflegt (u.a. Diagnose IOCH)
- Wissenschaftliche Begleitung und Beratung durch den Wissenschaftlichen Beirat für Zucht und Forschung des VDH unter Vorsitz von Frau Dr. Dagmar Heydeck
Weitere ggf. notwendige Maßnahmen sind in der Diskussion. Wir müssen auch in Zukunft unsere Instrumente und Maßnahmen stetig weiter entwickeln und anpassen. Die Zuchtleitung freut sich über jeden, der sich beim Thema Gesundheit konstruktiv (!) und respektvoll (!) mit einbringt. Zur Versachlichung der Diskussion verweise ich an dieser Stelle auch auf die Erkenntnisse aus den Gesprächen mit Dr. Dagmar Heydeck und Dr. Bernd Tellhelm.
Im Verein für Deutsche Wachtelhunde e.V. herrschen anspruchsvolle Zucht- und Prüfungsbedingungen. Und trotzdem gibt und wird es weiterhin, wie bei allen anderen Rassen auch, Hunde geben, die eben nicht dem Zuchtziel entsprechen. Dies sowohl im Hinblick auf Leistung und Wesen als auch beim Thema Gesundheit. Ein kranker Hund erzeugt immer Betroffenheit und ist eine Belastung für seinen Besitzer. Diesen gilt es ernst zu nehmen, gerade auch von Verantwortlichen des VDW. Die dabei gewonnen Informationen stellen eine wichtige Grundlage für eine Zuchtstrategie dar. Eine objektive Auseinandersetzung aller Beteiligten mit dem Thema ist unabdingbar. Einseitige Schuldzuweisungen an die Besitzer des Hundes aber auch die Züchter, sowie amtierende und ehemalige Zucht- und sonstige Vereinsverantwortliche sind hierbei jedoch nicht zielführend.
Mein dringender Appell: Reißleine ziehen! Persönliche Befindlichkeiten hinten anstellen und Rückkehr zum kooperativen Miteinander.
Martin Hauser
Zuchtleiter