Ausführlicher Bericht der Einweihung des Rudolf-Frieß-Gedenksteines

Frieß_03 Frieß_02Oberforstmeister Rudolf Frieß ein bleibendes Denkmal gesetzt hat die Landesgruppe Oberbayern im VDW 50 Jahre nach seinem Tod. Das Forstamt Siegsdorf in Oberbayern war die letzte Wirkungsstätte des damals weit gereisten und gleichermaßen jagd- und hundeerfahrenen Forstmeisters. An der Friedhofsmauer, jetzt noch mit einem Latschenkranz festlich umrahmt, erinnert nun das von Hans Haiger-moser in Bronze meisterlich gestaltete Porträt an den bereits  zu Lebzeiten als Altmeister bekannten und wohl bedeutendsten Kynologen der Jagdhundezucht. Es zeigt ihn in seiner aktivsten Zeit, in der er zur Bekämpfung der übermäßigen Schwarzwild-vermehrung im Spessart – damals Forstamt Krausenbach – später dann auch im Pfälzer Wald, eingesetzt war.

Nach der festlichen Einstimmung durch die Frasdorfer Ahornbläser  begrüßte Landesgruppenvorsitzender Gerhart Zwirglmaier die zahlreichen Teilnehmer des  Festaktes, die aus ganz Deutschland und dem benachbarten Österreich angereist waren. Unter ihnen waren der Ehrenvorsitzenden des Deutschen-Jagdterrier-Clubs, Hans Schindl in Begleitung von Jenny Schröder, der Vertreter des Klubs für Bayerische Gebirgsschweißhunde, Gruppenobmannn Rainer Grüter, der Ex-Vorsitzenden des VDW Manfred Hartnagel sowie der neugewählten Vorsitzende Michael Franzmann. Neben den zahlreichen Ehrenmitgliedern des VDW gaben auch die zuständigen Jagdberater der Regierung von Oberbayern, Hubert Reicherseder und der unteren Jagdbehörde, Georg Nusser sowie die örtlichen Vertreter der Jägerschaft der Veranstaltung die Ehre. Eine besondere Freude war es, die Tochter von Rudolf Frieß, Frau Erika Angerer, zu begrüßen.

Herr Pfarrer Thomas von Rechberg würdigte bei der feierlichen Einweihung die Zusammenarbeit zwischen Hund und Jäger, sowie die Tiere als Teil der Schöpfung, die zu einem respektvollen Umgang verpflichtet. Rudolf Frieß war einen Mann, der das frühzeitig erkannte, und immer wieder hervor hob.

In seiner Laudatio nannte Gerhart Zwirglmaier R. F. den Retter des Deutschen Wachtelhundes. In einer Zeit, in der es modern war Vorsteh- und Stöberhunde nach englischem Vorbild zu züchten, vermisste er einen Jagdgehilfen für die Wald- und Bergjagd. Der sichere Spurlaut war dafür unabdingbare Voraussetzung und das Wissen über seine Vererbung der Schlüssel für eine erfolgreiche Zucht. Die Erkenntnisse dafür lieferte Dr. Stephan Obermeier in seiner Promotion mit den von R. F. überlassenen Unterlagen.

Der spurlaute Stöberer, der schneidige Saufinder und die Arbeit nach dem Schuss als spurwilliger Verlorenbringer und sicherer Schweißhund auf alles Wild, waren seine Zuchtziele. Dabei war Frieß weit davon entfernt, jedem einen Deutschen Wachtelhund aufzudrängen. Denn wer mit diesen Hunden erfolgreich jagen will, muss als Hunde-führer selbst in der Lage sein, die Anlagen dieser Hunde zu nutzen und zu lenken. Frieß ging es im Wesentlichen darum: dem begabten Führer, für das geeignete  Revier, den passenden Hund in die Hand zu geben.

Ein besonderes Verdienst unseres „Wachtelvaters“ war sein schriftstellerisches Talent. Er verstand es nicht nur zu belehren, sondern zu begeistern. Über lange Zeit waren seine Bücher – 9 an der Zahl – vergriffen. Heute sind sie alle wieder vom Jagd- und Kulturver-lag Sulzberg/Allgäu neu aufgelegt und zu haben. Neben dem Werk „Der deutsche Wachtelhund“ dürfte „Hatz-Watz“ wohl das bekannteste sein. Sie haben aber alle an Aktualität nichts eingebüßt, und wer hätte es damals geahnt, dass die Jagd auf Schwarzwild eine über die Landesgrenzen hinausgehende Bedeutung erlangen würde. R. F. hat uns ein Fundament an Erfahrungen und Wissen hinterlassen, das wir nutzen und weiterentwickeln sollen, damit wir nicht Fehler, die andere aus Unwissenheit vor uns begangen haben, nicht wiederholen. Ich sage das besonders deswegen, weil Lesen heute nicht mehr sehr beliebt ist.

Nach dem Dank durch den Landesgruppenvorsitzenden an die Mitwirkenden und dem Ehrensignal der Paforcehornbläser vor dem Denkmal, kam dann das Redebedürfnis der Teilnehmer auf seine Kosten.  Im Gasthaus Mühlwinkel in Staudach, einem traditionellen Wachtelführer Wirtshaus bis in die 1970-er Jahre, wurde nun weiter gefeiert. Hier traf man sich seinerzeit zu den Prüfungen in den Revieren um den Chiemsee, und hier war auch die Herberge bei der Jubiläumsprüfung anlässlich des 80-sten Geburtstags von R. F. am 22.04.1961.

Es ist heute nicht allen bekannt, dass sich R. F. für viele Jagdhunderassen verdient gemacht hat. So war er ganz wesentlich an der Zucht des Deutschen Jagdterriers beteiligt. Hans Schindl nannte in seinem Grußwort R. F. als Gründungsvorsitzenden von 1926 – 1934. Erbforschung und Prüfungswesen waren ihm ein besonderes Anliegen, für das er sich große Verdienste erworben hatte. So trug auch die erste Prüfungsordnung des DJT-Clubs seine Handschrift. R. F. war Querdenker, wie Schindl sagte. Es wurden gemeinsame Spurlautprüfungen mit dem Deutschen Wachtel, dem Deutschen Jagdterrier und dem Jagdspaniel-Klub durchgeführt. Hans Schindl durfte R. F. noch persönlich kennenlernen. Seine eigene Ausstrahlung hat bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Tierschutzgerechte Jagd – und damit die Schweißarbeit – war R. F. ein besonderes  Anliegen. Durch die Einkreuzung von Schweißbracken aus dem Hochgebirge steigerte er den Fährtenlaut und die Hatzleistung dieser Rasse. Er setzte auch durch, dass bei den Bayerische Gebirgsschweißhunden nur mehr mit prüfungsbewährten Tieren gezüchtet werden durfte, was damals nicht selbstverständlich war, und in Folge in der Rasse zu einer deutlichen Leistungssteigerung führte. An die Schweißhundeführer stellte er hohe Anforderungen und nur wer denen gerecht wurde, bekam einen Hund, so Rainer Grüter vom KBGS in seiner Ansprache.

Michael Dötsch überbrachte die Grüße seiner LG in Form eins Bildes mit dem Dienstanwesen, in dem R. F. von 1920 bis 1924 in Unterfranken wirkte, bevor er in den Pfälzer Wald versetzt wurde.

Die Veranstaltung war natürlich auch Anlass zum Treffen vieler altbekannter„Wachtler“, die auf originelle Weise von der Stiafei-Ziachmusi (Diatonische Harmonika) begleitet wurde.

Der VDW Vorsitzende Michael Franzmann beglückwünschte die Landesgruppe Oberbayern zu diesem Fest, bei dem offener und verbindlicher Umgang sowie Freude an dem, was uns R. F. hinterlassen hat, bei bester Stimmung gefeiert wurde.

Ein Kunstdruck als Gastgeschenk mit verschiedenen Wachtelhunde-Porträts, gemalt in Öl von Hans Haigermoser, soll alle Teilnehmer an  diesen Tag im Chiemgau erinnern.

Vielen Dank an alle, die mit ihrer Anwesenheit dieses Fest verschönert und bereichert haben!

Wachtelheil

Gerhart Zwirglmaier, Vorsitzender LG Oberbayern

 


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